Nicht nur Insider wissen, dass neben dem bloßen Wissenserwerb in unseren Schulen der Erziehungsaspekt immer stärker in den Vordergrund rückt. Mehr denn je gehören Wertschätzung und damit verbunden Respekt und Anerkennung neben dem Ideal von Gemeinschaft/Wir-Gefühl sowie Eigen- und Fremdverantwortung zu den vielen Werten und Zielen, die es gilt im schulischen Alltag einzufordern und zu verwirklichen. Wie wichtig sie sind, kann jeder unschwer erkennen, wenn man sich klar macht, welche Konsequenzen ihre nur schwach entwickelte Ausprägung unweigerlich nach sich ziehen kann: Ein Klassenklima, das von Gegeneinander statt Miteinander gekennzeichnet ist, ein Klima, dessen Umfeld unter anderem Aggressionen, Ausgrenzung, Passivität, Angst, Egoismus und Hilflosigkeit erzeugt. In letzter Konsequenz führt der herbeigeführte Motivationsverlust zu Erfolglosigkeit und zum teilweise erheblichen Nachlassen der schulischen Leistungen. Schulverweigerung breitet sich aus und kaum jemandem macht es noch Spaß, irgendein Projekt anzupacken bzw. sich für irgendetwas und irgendwen zu interessieren geschweige denn einzusetzen. Wer will diesen Zustand leibhaftig erleben? Niemand! Wem nützt er? Niemandem! Grund genug also, solche Problemstellungen frühzeitig anzugehen.
Obwohl es Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter mitunter als enorme Herausforderung erleben sich diesen Aufgaben zu stellen, empfehlen wir, sie planvoll offensiv anzugehen. Unter dem ehrgeizigen Ziel langfristige Wirkungen zu erreichen, werden wir im Folgenden einen Aspekt der Herangehensweise gezielt vorstellen. Gemeint sind Sozialtrainings/Sozialkompetenztrainings.
Diese Form der Präventionsarbeit sollte nach Möglichkeit kontinuierlich über einen längeren Zeitraum erfolgen und dies vorwiegend in den 5er- und/oder 6er-Klassen.
Zwei Möglichkeiten gibt es: Kompetente Fachkräfte von außen in die Schule zu holen ist sinnvoll. Eine andere Herangehensweise ist die, dass die Schulsozialarbeit selbst tätig wird und mit Klassenlehrern kooperiert. Wir haben mittlerweile einen reichen Fundus an Material und Methoden, um gezielt das Gemeinschaftsgefühl und respektvolles Verhalten sowie Motivation zu fördern. Spielerisch (emotional) etwas zu erleben und zu praktizieren ist oftmals ein Lerneffekt, der schneller eintritt und anhaltender wirkt, wie wenn dies in dozierender Form (kognitiv) versucht wird. Zu unserem Material gehören Interaktionsspiele, worunter Kooperationsspiele, auch erlebnispädagogische zählen sowie Rollenspiele.
Ein Beispiel für ein Kooperationspiel: „Ein Tennisball soll in einer Sekunde (!) durch alle Hände gehen.“ Die Versuchsleiterin gibt allerdings zunächst eine größere Zeit vor, eine, die der Anzahl der Schüler entspricht, beispielsweise 25. Mit der Zeit schraubt sie ihre Erwartungen immer höher und reduziert damit die Sekundenzahl. Die Teilnehmer kommen schnell darauf, sich im Sitzkreis den Ball weiterzugeben, doch irgendwann geraten sie an ihre Zeit-Grenzen und so muss innerhalb der Gruppe beraten werden, eine neue Strategie einzuführen. Die Versuchsleiterin greift gegebenenfalls ein, wenn sie merkt, dass die Gruppe sich gegenseitig behindert. Sie kann beispielsweise den Rat geben, nochmals darüber nachzudenken, jemanden ausreden zu lassen oder nicht mit Vorwürfen zu arbeiten. Die Lösung, den Ball in einer Sekunde durch alle Hände gehen zu lassen, wollen wir hier nicht verraten. Wir geben jedoch einen Tipp: Man denke über die Schwerkraft nach!
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